Jonas Lähnemann
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kenianische Literatur

andere afrikanische Autoren
nicht afrikanische Autoren ueber Afrika

Waehrend meines Aufenthalts in Kenia habe ich angefangen Buecher von Autoren aus Kenia zu lesen. Diese Literatur, groesstenteils Belletristik, gibt einen Einblick in die verschiedenen Abschnitte der modernen Geschichte und aktuelle Probleme Afrikas. Bisher habe ich gelesen:

Ngugi wa Thiong'o - kenianischer politischer Autor
Meja Mwangi - kenianischer Autor, der vor allem soziale Probleme anspricht
Weitere kenianische Autoren


** Ngugi wa Thiong'o **

Weep Not Child (deutsch: Abschied von der Nacht) - 1964
von Ngugi wa Thiong'o (Kenia)
Njoroge geht zur Schule und ist die Hoffnung seiner Familie. Die Felder seiner Familie gehoeren inzwischen dem weissen Farmer Howlands und deshalb leben sie auf dem Land von Jacobo, einem relativ gut situierten Afrikaner. Doch als der Unabhaengigkeitskampf ausbricht werden alle beteiligten langsam von den Ereignissen erfasst und Njoroges Familie bricht langsam auseinander, waehrend sich die Konlikte mit Jacobo und Howlands vertiefen.
Ngugi Wa Thiong'o schafft es in diesem Buch, wie auch in anderen seiner Buecher, die historischen Ereignisse durch die Geschichten einfacher Menschen darzustellen und so von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

The River Between (deutsch: Der Fluss dazwischen) - 1965
von Ngugi wa Thiong'o (Kenia)
Im Land der Kikuyu erhaelt die christliche Religion Einzug. Waiyaki wurde in einer Missionschule ausgebildet, aber schaetzt weiterhin die traditionellen Werte der Kikuyu. Doch er ist seiner Zeit voraus und waehrend er sein Leben dem Wohl seines Volkes widmen will, findet er sich zwischen den Stuehlen wieder, als sich missionierte und traditionelle Stammesgenossen gegeneinander wenden, statt sich dem langsamen Vordraengen der Weissen Maenner zu widersetzen.

A Grain of Wheat (deutsch: Preis der Wahrheit / Freiheit mit gesenktem Kopf) - 1967
von Ngugi wa Thiong'o (Kenia)
Ngugi beschreibt wie sich die Bevoelkerung von Thabai auf die Unabhaengigkeitsfeierlichkeiten vorbereitet. Dabei werden in Rueckblicken die Rollen der verschiedenen Personen waerend des Kampfes fuer die Unabhaengigkeit und dessen Unterdrueckung reflektiert und die Situation im Land waehrend dieser Zeit beschrieben.
Der Erzaehlweise ist weitaus komplexer als in Ngugis frueheren Buechern und hat keinen klaren Protagonisten. Nicht ohne Grund gilt dieses als sein bestes Buch (Wurde als eines der 12 besten afrikanischen Buecher des 20. Jahrhunderts gewertet).

Petals of Blood (deutsch: verbrannte Blueten) - 1977
von Ngugi wa Thiong'o (Kenia)
Munira, Abdulla, Wanja und Karega sind alle aus ganz eigenen Gruenden in die unbedeutende Kleinstadt Ilmorog gekommen, doch in den folgenden Jahren erleben sie die Entwicklung von New Ilmorog als Handelszentrum am Trans-Africa-Highway, was grosse Umstuerze fuer sie und den Rest der Bevoelkerung bringt.
Eine hervorragende Geschichte, die die Situation Kenias in den Jahren nach der Unabhaengigkeit beschreibt und analysiert. Fuer die einfache Bevoelkerunung ergeben sich viele Veraenderungen, aber keine wirkliche Verbesserung ihrer Lebenssituation, waehrend eine kleine Gruppe aufgestiegener Afrikaner zusammen mit ihren europaeischen Partnern ihren Reichtum mehren.

I Will Marry When I Want - 1980
von Ngugi wa Thiong'o & Ngugi wa Mirii (Kenia)
Dieses Theaterstueck, eigentlich in Gikuyu (Sprache der groessten kenianischen Volksgruppe) geschrieben, wurde 1977 von den Autoren zusammen mit der Landbevoelkerung um Limuru im Kamiriithu Cultural Centre entwickelt und aufgefuehrt. Thema ist die Situation der armen Bauern und Arbeiter gegenueber der post-, bzw. neokolonialen Elite im unabhaengigen Kenia. Seine kraeftige Aussage veranlasste die Regierung von Praesident Kenyatta weitere Auffuehrungen zu verbieten und sind wohl ein Hauptgrund fuer die Inhaftierung Ngugi wa Thiong'os, der erst nach Kenyattas Tod, ein Jahr spaeter, freigelassen wurde.

Detained. A writer's prison diary (deutsch: Kaltgestellt. Gefaegnistagebuch) - 1981
von Ngugi wa Thiong'o (Kenia)
Der kenianische Autor Ngugi Wa Thiong'o wurde vom Regime Kenyattas (einst selbst politischer Gefangener der Briten und nach der Unabhaengigkeit kenianischer Praesident) im Dezember 1977 inhaftiert. Er wurde erst ein Jahr spaeter nach Kenyattas Tod freigelassen - seine Professur bekam er nicht wieder, woraufhin er spaeter ins englische Exil ging.
In diesen waehrend der Gefangenschaft auf Klopapier und jedem verfuegbaren Papier notierten Gedanken reflektiert Ngugi seine Situation als politischer Gefangener und beschreibt die geschichtliche Entwicklung der Inhaftierung politischer Gegner in der kenianischen kolonialen und "neo-kolonialen" Geschichte.

Devil On the Cross (deutsch: Der gekreuzigte Teufel) - 1982
von Ngugi wa Thiong'o (Kenia)
Nachdem Wariinga an ihrem Leben in Nairobi verzweifelt und in ihre Heimatstadt Ilmorog zurueckkehrt, muss sie feststellen, dass auch hier Neokolonialismus und Korruption auf Kosten der einfachen Bevoelkerung gefeiert werden.
Dieses Buch wurde von Ngugi waehrend seiner Haft, teilweise auf Toilettenpapier, in seiner Muttersprache Gikuyu geschrieben. Waehrend in "Petals of Blood" die Kritik an der Entwicklung Kenias nach der Unabhaengigkeit und der Verrat an den Zielen derselben noch viel dezenter in die Geschichte eingeflochten war, ist sie in diesem Buch ganz offensiv, provokativ hervorgebracht.


** Meja Mwangi **

Kill Me Quick - 1973
von Meja Mwangi (Kenia)
Maina und Meja kommen mit Schulabschluessen in die Stadt – auf der Suche nach Arbeit. In den Nebenstrassen leben sie von den Abfaellen der Supermaerkte und eine Freundschaft entsteht. Erst gemeinsam und spaeter getrennt kaempfen sie sich durch das Leben. Doch Zeiten eines gewissen temporaeren Gluecks sind nie von Bestand. Im Gefaegnis treffen sie sich wieder.
Eine spannend geschriebene Einfuehrung in den Ueberlebenskampf der untersten Bevoelkerungsschicht.

Carcase for Hounds (deutsch: Wie ein Aas fuer die Hunde) - 1974
von Meja Mwangi
Kenia zur Zeit des Mau-Mau Kampfes fuer die Unabhaengigkeit. Versteckt in den Waeldern am Fusse des Mount Kenia leitet General Haraka eine Bande Rebellen gegen die britischen Kolonialherren. Seine groessten Feinde sind Simba, der von den Briten eingesetzte Chief seines Dorfes, und Captain Kingsley, der die Operation Haraka der britischen Armee leitet.
Leicht zu lesende und spannende Geschichte, die einiges ueber ihre Zeit und den Mau-Mau Guerillakampf aussagt, aber sich andererseits auch sehr stark auf eine detaillierte Beschreibung der Manoever beider Seiten konzentriert.

Going Down River Road (deutsch: Nairobi, River Road) - 1976
von Meja Mwangi (Kenia)
Ben ist am Bau eines repraesentativen Hochhauses in Nairobi beteiligt. Dort freundet er sich mit Ocholla an. Sein Verdienst reicht kaum fuer das noetigste und nach dem Zahltag geht ein Grossteil seines spaerlichen Gehalts fuer kurze Momente des Gluecks in Kneipen und Bordellen drauf. Als er Wini trifft und mit ihr und ihrem Sohn Baby zusammenzieht sieht fuer ihn alles relativ gut aus. Doch wird das bescheidene Glueck von Bestand sein?

The Bushtrackers (deutsch: Die Wilderer) - 1979
von Meja Mwangi (Kenia)
Eine Geschichte, die ein erschreckendes Mass an Gewalt beschreibt: Johnny und Frank sind Ranger im Tsavo Nationalpark und beteiligt am Krieg mit den Wilderern. Nachdem Johnny kuendigt um eine Familie zu gruenden muss er feststellen, dass das Leben in Nairobi ihm nicht die erwuenschte Ruhe bieten wird. Doch er ist nicht der Typ, der sich wie alle anderen in die Situation fuegen wird und mit Franks Hilfe kommt er dem von Al-Haji geleiteten Netzwerk organisierter Kriminalitaet auf die Spur, die auch im Elfenbeinhandel ihre Finger haben.
Zum Glueck ist dieses Buch, zumindest was die beschriebene Wilderei angeht, nicht mehr ganz aktuell, denn dieses Problem soll seit der effektiveren Kontrolle des weltweiten Elfenbeinhandels zurueckgegangen sein, wodurch sich die Wildbestaende wieder etwas erholen.

The Last Plague (deutsch: Die Achte Plage) - 2000
von Meja Mwangi (Kenia)
Crossroads stirbt. AIDS droht den gesamten Ort auszurotten. Janet versucht ihr Bestes der Hoffnungslosigkeit entgegenzuwirken und ihre kostenlosen Kondome an den Mann zu bringen. Doch Unwissenheit, Ignoranz, Vorurteile und vor allem Traditionen und Machtstrukturen machen ihre Arbeit extrem schwer. Erst als ihr Mann Broker, mit dem sie eigentlich nichts mehr zu tun haben will nachdem er sie vor zehn Jahren verlassen hat, zurueckkehrt und sich der kleinen Gruppe von Aktivisten anschliesst beginnt sich langsam etwas zu aendern.
Dieses Buch ist eine spannende und ausfuehrliche Analyse der AIDS-Problematik im afrikanischen Kontext.


** Weitere kenianische Autoren **

Kwani? - 2004
diverse Autoren (Kenia)
Der Kwani Trust (kwani - Kurzform fuer kwa nini: warum) hat 2004 sein zweites Buch veroeffentlicht, das naechste ist angeblich bereits in Arbeit. Die Kwani Buecher bestehen aus Kurzgeschichten, Reportagen, Gedichten, Liedtexten und Comics, dafuer kann jeder, der moechte, seine Werke einreichen. Auch wenn sie in der literarischen Qualitaet nicht mit manchem bekannten Autor mithalten koennen, vermitteln sie doch interessante und abwechslungsreiche Eindruecke des modernen Kenias. Ihre Aktualitaet ist sicher auch ein Grund fuer das Interesse an diesen Buechern. Einmal im Monat veranstaltet Kwani ausserdem Lesungen, bei denen manchmal aus Werken bekannter Autoren aus aller Welt vorgelesen wird, aber immer bekommen auch Kwani-Autoren die Moeglichkeit ihre Geschichten oder Gedichte vorzutragen.

The Missing Links - 2001
von Tobias O. Otieno (Kenia)
Obanjo und Nyakane heiraten nach einer Schwangerschaft, die ihr den Schulabschluss verbaut. Sie wohnt erst einmal bei seiner Mutter auf dem Lande, waehrend er in Nairobi eine Existenz aufbaut. Das Dorfleben ist nicht immer angenehm, doch auch die Stadt hat ihre Schattenseiten. Nach anfaenglichem Familienglueck werden die "fehlenden Verbindungen" immer sichtbarer. Die Situation eskaliert, nachdem Obanjo eine Affaere hat und seine Freundin irgendwann als Zweit-Frau heiraten moechte.
Durch die Erzaehlung dieser Geschichte gibt Tobias Otieno einige detaillierte Einblicke in das Leben einer Bevoelkerungsgruppe, die nicht zu den Privilegierten, aber auch nicht zu den aermsten Schichten, gehoert.

The Strange Bride - 1989
von Grace Ogot
Diese Geschichte basiert auf einem alten Mythos der Luo, einem Stamm im westlichen Kenia. Das ruhige Leben der Bevoelkerung von Got Owanga wird gestoert als die mysterioese, aber sehr huebsche, Nyawir auftaucht und der Sohn des Priesters sie heiratet. Ihr unkonventionelles Aussehen und Verhalten trifft von Anfang an auf Misstrauen und fuehrt kurzfristig zu Unglueck und langfristig zu tief greifenden Veraenderungen der Lebensweise.

I Shall Walk Alone - 2002
von Paul Nakitere (Kenia)
Mit der Geschichte von Mwache, dem Regenmacher, der sich auf die Suche nach dem Grund fuer den Tod seiner Toechter macht, beschreibt Nakitere Aspekte eine traditionelle afrikanische Gesellschaft im westlichen Kenia. In ihrem Leben, noch unberuehrt von Missionaren und Kolonisierung, spielt ein starker Glauben in magische Kraefte eine zentrale Rolle.

What a Husband - 1973
von Mwangi Ruheni (Kenia)
Gelangweilt von einem unerfuellten Eheleben erwacht die Abenteuerlust des Erzaehlers und er laesst sich mit Edelstein-Schmugglern, woraufhin viel aufregendes passiert und sich zum Glueck immer zu seinen Gunsten wendet.
Einfach zu lesende Unterhaltung, aber auch nicht mehr.

Facing Mount Kenya - 1930
von Jomo Kenyatta (Kenia)
Dieses Buch ist die Doktorarbeit des spaeteren ersten Praesidenten Kenias nach der Unabhaengigkeit. Unter Ausklammerung direkter politischer Kommentare analysiert er die Kultur seines Stammes, den Gikuyu (die groesste kenianische Volksgruppe). Eine sehr interessante Beschreibung der Braeuche, Rituale und Gewohnheiten der Gikuyu, von der Erziehung ueber die Machtstrukturen bis hin zum Glauben und magischen Praktiken.
Erstaunlich, dass aus diesem Autor spaeter ein diktatorischer Herrscher wurde.

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